Das Thema „Becherlinge“ beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Nachdem ich an der HS für Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein in verschiedensten Silberschmiedetechniken und neu erfundenen Verfahren große Körper aus feinsten Blechen zu Broschen und Halsschmuck gefügt habe, bin ich später dem Wachs verfallen. Wachs ist ein ganz spezielles Material, weich und schnell zerdrückt, wenn man nicht aufpasst. Aber auch aus Wachs lassen sich zarte Körper formen. Doch der Eindruck, den diese Arbeiten hinterlassen ist so ganz anders als die gestrafften Silberschmiedearbeiten: organisch, weich, wie gewachsen. Das ist der „Becherling“, so genannt nach diesen kleinen Pilzen, die an trüben Herbsttagen so unvergleichlich in orange leuchten. Die Farbe, oder besser gesagt der Kunststoff, ist die sinnliche Ergänzung zu meinen Formen. Farbe zieht magisch an, Farbe signalisiert, Farbe dient der Kennzeichnung aber auch der Abgrenzung. Im Fall der „Becherlinge“ ergibt sich eine Farbhöhle, ein polierter Hohlraum, eine negative Perle. Und manchmal sind dem Schutz des Bechers nicht nur Farbe sondern auch Perlen anvertraut, die im Kunststoff festsitzen.
Alle diese Becher werden von Hand in Wachs geformt, wieder zerschnitten, zusammengesetzt, ineinander verschachtelt, in Flächen oder Linien kombiniert. Meine Fingerabdrücke auf der Rückseite der Becher sind sichtbare Spuren dieser Arbeit und zeugen besser als jeder Stempel vom Unikatcharakter des Stückes.
Es entstehen vorwiegend Ringe und Ohrringe, mal klein und zart, zurückhaltend, dann wieder groß, stark farbig oder voluminös. Eines ist aber immer gleich: alle Arbeitsspuren, ob Fingerabdrücke, Wachskleckse oder Schmelzpunkte, nach dem Guss werden diese Elemente nicht getilgt – Arbeitsprozess und Form bilden eine Einheit.
1979 – 82 Goldschmiedelehre
1982 – 84 Arbeit als Goldschmiedin
1984 – 85 Praktikum, Hochschule für Kunst und Design „Burg Giebichenstein“, Halle / Saale
1985 – 90 Studium, Hochschule für Kunst und Design, Halle / Saale bei Prof. Heintze und Prof. Prühl
1990 Diplom / Umzug nach Schielo / Harz
seit 1990 freischaffende Schmuckkünstlerin
1992 Grassimuseum Leipzig, Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten
1993 Museum Zons Dormagen; Deutsches Goldschmiedehaus Hanau; Galerie Möller
Warnemünde; Galerie Keucher Leipzig
1994 AKKU Aschersleben; Agentur Eisenberg Hannover
1995 Galerie am Wasserturm Berlin
1997 Galerie Jesse Bielefeld
1998 Neue Greifengalerie Greifswald; Galerie Klotz Passau
1999 Galerie für Schmuck Stuttgart; Galerie Klotz Passau; Galerie Weyrich Halle;
Kunsthaus Quedlinburg; Galerie Liebscher Speyer; Goldschmiede Prunk München
2000 Galerie Waldenburg; Zentrum für Kunst Neubrandenburg
2001 Galerie Trimetall Köln; Galerie Profil Regensburg; Galerie fizzu Los Angeles
2002 Galerie cebra Düsseldorf; Galerie Klotz Passau; Galerie Trimetall Köln
2003 Galerie Marktschlösschen Halle; Galerie Weyrich Halle
2004 Galerie Feinform Frankfurt; Galerie Kube Berlin
2005 Galerie Titanblau Dresden; Galerie Goldbarsch Solingen
2006 Galerie Feinform Frankfurt
2007 Galerie Moha Wien; Galerie essor32 Biel/Schweiz; Galerie cebra Düsseldorf;
Galerie Feinform
Einzelausstellungen/ Präsentationen
1999 Galerie Rosenkranz Chemnitz
2004 Zeitkunstgalerie Halle/ Saale
2005 Neue Greifengalerie Greifswald
2006 Galerie für Schmuck und Gerät Weiden
2007 Galerie Möller Warnemünde
Stipendien
1990-91 Stipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin
Schmuckstücke von Sabine Müller: